Gabriel García Márquez und Jesus

Vorgestern ist der kolumbianische Autor und Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez in seiner Wahlheimat Mexico-Stadt im Alter von 87 Jahren verstorben. In seinen Romanen baute er oft phantastische Elemente ein und prägte so das Genre des sog. magischen Realismus. Sein bekanntestes Werk ist „Cien años de soledad“ (Hundert Jahre Einsamkeit).

Der Tod des einzigen kolumbianischen Nobelpreisträger wird zwar viel in den Medien diskutiert, aber ich habe bis jetzt von niemandem persönlich irgendetwas zu der Sache gehört. Vielleicht liegt es daran, dass der Autor lange nicht mehr als öffentliche Figur auftrat.

Als ich gestern von meiner Reise in mein Dorf zurück kam, stellte ich fest, dass die Straßen des sonst sehr verschlafenen Örtchens voll mit Autos waren. Als ich dann ins Zentrum kam, sah ich eine Menge Menschen, von denen einige verkleidet waren. Später berichtete man mir, dass heute die wichtigsten Ereignisse des Lebens Jesu als Theater aufgeführt werden. Das Highlight, den Kreuzweg und die Kreuzigung am Abend, wollte ich mir nicht entgehen lassen.

In Sachica selbst gibt es einen kleinen Hügel. Nachdem der geschundene Jesus von Pilatus verurteilt wird, nimmt er das Kreuz und steigt, begleitet von den zwei anderen Verbrechern, einigen frühen Christen und natürlich dem Trupp römischer Soldaten, dort hinauf. Die Einwohner Sachicas folgen. Während der Prozession wird weiter gespielt. So fällt der Protagonist öfters hin, ihm wird ein Schweißtuch gereicht, etc..  Der Weg dort hoch ist anstrengend, trotzdem schaffe ich es mit vielen anderen Zuschauern bis ganz nach oben. Die drei Angeklagten werden auch wirklich an die Kreuze gehängt. Sogar eine Lanze bohrt man Jesus in den Bauch. Das Gewitter wird mit Donnergeräuschen aus Boxen simuliert, Blitze, die man von fern sieht, gibt es hier in den Hochanden sowieso so gut wie immer. Ich muss zugeben, die Stimmung ist wirklich bedrückend, vor Allem als die Santa Maria auf die Knie fällt und lauthals zu jammern anfängt. Am Ende wird der Tote vom Kreuz entfernt. Ein Römer meldet sich zu Wort und bedankt sich bei den Zuschauern, er bittet um Spenden und kündigt eine Fortsetzung für Sonntag an.

Natürlich kann man eine solche Aufführung als übertrieben und kitschig empfinden, auch im Anbetracht der Tatsache, dass die Veranstaltung jährlich stattfindet. Ich jedoch war begeistert. In meinen Augen ist die Geschichte der Kreuzigung (und der Wiederauferstehung) normalerweise uninteressant, dazu noch überbewertet in ihrer Aussagekraft. Die dramaturgische Darstellung aber vermittelt einen extremen Eindruck, sodass man sich richtig einfühlen will. Ich finde es schade, dass ich den Großteil der Nachmittagsveranstaltung versäumt habe, Dann hätte ich auch noch Schüler als Akteure gesehen, unter anderem in der Rolle der Ruth.

 

Große Kolumbienreise 1: Bogotà

Diese Woche nahm ich mir nochmal frei, um gemeinsam mit meiner Mutter ein bisschen durch das Land zu reisen. Erste Station war die Haupstadt, wo wir den Montserrate besichtigt haben. Das ist ein Berg, auf dem ein landesweit bekanntes Kloster steht. Die Besucher des Gottesdienstes saßen auf dem Boden, so voll war es in der Kirche. Angeblich gibt es dort jeden Feier- und Sonntag ununterbrochen Messen. Ich persönlich fand die beiden altmodischen Bahnen dort hoch und den Blick auf die riesige Stadt interessanter.

Danach fuhren wir zur der „Catedral del Sal“ in Zipaquira, ein Ort, der ungefähr 40 Minuten außerhalb von Bogotà liegt. Das war defenitiv einer der schönsten Plätze, den ich hier gesehen habe: Irgendwer hatte einfach Lust, eine Kirche in den Berg reinzubauen, und es dann gemacht. Ein anderer hat das ganze um einen wirklich gewaltigen modernen Kreuzgang ergänzt. Inzwischen haben viele Leute, die dachten, dass ihre Kunst dort hinpasst, etwas beigesteuert. Früher war dort nur ein Salzbergwerk.

Dann ging es in die Region Boyacà, wo ich ja wohne. Entsprechend habe ich nichts neues dort erlebt.

Der Plaza Bolìvar in Bogotà vom Montserrate aufgenommen.

 

 

 

Aktivitäten in Boyacá

Pozos Azules in Villa de Leyva

In den letzten paar Tagen habe ich mir mal Sehenswürdigkeiten der Region angeschaut, da ich Boyacá bis jetzt kaum kannte. Ich muss sagen ich bin wirklich begeistert. Letzte Woche war ich an den Pozos Azules bei Villa de Leyva. Das ist im Prinzip eine Bergtal, in dem sich kleine Teiche gebildet haben. Sehenswert ist das Wasser, aber auch die umliegende Landschaft. Schwimmen ist in den meisten Teichen verboten, außerdem ist das Tal ein Stück weg von Villa de Leyva.

Das Zentrum des Dorfes Nopsa

Gestern war ich dann in einem Dorf, mit dem Namen Nopsa. Nopsa unterscheidet sich von den vielen anderen kleinen Dörfern in Boyacá durch seinen Markt für traditionelle Klamotten und andere Sachen. Leider war keiner der Geldautomaten funktionstüchtig- ich wäre selbst gerne dem Konsum nachgegangen.

Aber eigentlich macht das auch nichts, denn den nächsten Ausflug in die nahe gelegenen Ortschaften Paipa und Duitama habe ich mir schon fest vorgenommen.

Der Día de la Muyer

Letzten Samstag war der Tag der Frau, was hier eine wichtige Veranstaltung ist: Im Radio liefen Ankündigungen, im Supermarkt bekamen Frauen Schokolade geschenkt und überhaupt wünschte man sich eine glücklichen Tag der Frau.

Auch das Collegio hat sich nicht lumpen lassen. Am Freitag vor dem eigentlichen Feiertag organisierten einige Schüler eine kleine Veranstaltung. Gezeigt wurde ein Volkstanz. Danach nahmen einige Jungen aus den höheren Jahrgangsstufen die Frauheit an sich aufs Korn, indem sie sich als Angehörige es weiblichen Geschlechts verkleideten und typische Stereotypen in darstellender Form verarbeiteten. Am Ende wurden Geschenke an die Mädchen und Professorinnen verteilt und Party gemacht.

Ansonsten passiert nicht viel im Dorf. Die neue Direktorin zieht einen beinharten Reformkurs durch, der unter Anderem die Verlängerung der Arbeitszeiten um eine viertel (Grundschulen), beziehungsweise halbe (weiterführende Schule) Stunde beinhaltet und die Regeln für das äußerliche Auftreten der Schüler (Rocklänge, Frisur, Hosenfarbe) verschärft.

Zweite Chance für Barranquilla

Ich muss mich ein weiteres Mal dafür entschuldigen, dass in letzter Zeit keine neuen Beiträge kommen, aber das von mir benutzte Internet der Bibliothek funktioniert nicht, da diese renoviert wurde. Nun sitze ich im Intenetcafe in Sachica, wo das Internet dürftig funktioniert. Auf Fotos muss ich zur Zeit verzichten, aber ich versuche mit Texten von hier aus zu überbrücken. Ich bedanke mich bei allen Lesern für eure Geduld.

Von Freitag bis Samstag war ich auf jeden Fall mit Freunden in Barranquilla, da der Karneval dort zu den größten und bekanntesten der Welt gehört. Wieder haben wir 18 Stunden hin und zurück benötigt. Und da es in dieser Stadt wirklich nicht mehr gibt als den Karneval, schliefen wir in einem Kindergarten, der sich es über die Festzeit zu Nutzen macht, dass es in der Stadt kaum Hostels gibt.

Jeden Tag nach dem Mittagessen ist unsere Gruppe von Mitbewohnern auf die großen Straßenparaden in der Innenstadt gegangen. Dort zeigten Tänzer aus dem ganzen Land, vor Allem aber von der Küste, verschiedene Aufführungen. Beliebt war der traditionelle Cumbia. Aber man sah auch Salsa und Ausdruckstänze. Verkleidet waren die Tänzer und die ausländischen Touristen, die Einheimischen weniger. Auch durch übermäßiges Schaum-Rum-Sprühen sind die Nicht-Kolumbianer aus der Rolle gefallen.

Die Kostüme der Tänzer waren außergewöhnlich und farbenfroh. Die Züge, manchmal 500 Meter lang, wurden jeweils von einem dominanten Thema bestimmt.

Am Abend versammelten sich dann alle, um direkt auf der Straße zu traditionellen oder modernen Bands zu tanzen. Das ging dann immer bis in den Morgen.

Karibikurlaub 4: Das moderne Medellín

Nicht mehr an der Karibikküste, sondern mitt-westlich in Kolumbien liegt Medellín, die letzte Station unserer Reise.

Darf man unserem Stadtführer glauben, so hat sich in Medellín eine unglaubliche 180°- Wendung vollzogen. Als Geburtsstadt des bekannten Drogenbosses Pablo Escobar war der Ort für Gewalt und Kriminalität berüchtigt. Bis weit in die 1990er Jahre war es wohl unmöglich, als normaler Bürger, geschweige denn als Tourist oder Polizist das Stadtzentrum, oder die Slums am Rande der Stadt sicher zu betreten. Dann jedoch schmissen die Behörden die Kriminellen aus der Stadt und baten Architekten, der Stadt ein neues Profil zu geben. Und so sind Plätze, in deren Nähe sich vor 20 Jahren kein Durchschnittsbürger gewagt hätte, heute Touristenmagneten.

Medellín ist die einzige Stadt Kolumbiens mit einer Metro, dort wo sich die Linien in die Berge erstrecken, ersetzten Kabelgondeln die Züge. Des Weiteren gibt es öffentliche Rolltreppen, die Berghänge hoch. Die somit zu erreichenden Gebiete sind aber, laut unserem Führer, immer noch nicht sicher für Touristen.

Natürlich ist die Stadt angenehm und ich werde auch noch einmal dort hinfahren.

In Medellín wurde vom Wall Street Journal 2013 zur innovativsten Stadt der Welt ausgezeichnet.

Danach ging es mit dem Bus wieder 16 Stunden in Richtung Tunja.